Häufig gestellte Fragen
Die Nachsorge eines brandverletzten Kindes wirft viele Fragen auf. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir für Sie zusammengestellt.
Bitte beachten Sie, dass wir diese Informationen zwar nach aktuellem Wissensstand und in Abstimmung mit unserem Kompetenznetzwerk an Sie weitergeben und aktualiseren. Sollten Sie jedoch Zweifel haben oder unsicher sein, fragen Sie zur Sicherheit immer Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin um Rat.
Kompressionskleidung
Eine Narbenbildung geht meist mit überschüssiger Gewebsbildung einher, der Körper meint es mit seinen Reparaturversuchen oft zu „gut” und die Narben beginnen zu wuchern. Um diese überschüssige (hypertrophe) Narbenbildung zu vermeiden, versucht man durch entsprechenden Gegendruck flachere Narben zu erzielen. Durch den konstanten, genau dosierten Druck der maßangefertigten Kompressionsbekleidung werden die Narben nicht nur flacher und heller, sondern auch weicher und sie jucken weniger.
Durch die Salbenreste und Schweiß in der Kompressionsbekleidung können Hautreizungen hervorgerufen werden. Darum sollte die Kleidung im Wechsel täglich in der Waschmaschine mit Feinwaschmittel/Handwäsche bei 30° (Feinwaschmittel/Spezialwaschmittel verwenden) gewaschen werden. Die Bandagen dürfen nicht in den Wäschetrockner, sondern werden am besten auf einem Handtuch ausgebreitet. Bitte unbedingt Herstellerangaben beachten. Sie dürfen die Bandagen nicht direkt auf die Heizung legen, nicht bleichen und nicht chemisch reinigen.
Die Kompressionsbekleidung wird nach Maß angefertigt und soll so stramm sitzen, dass auf die Narben ein gleichmäßiger Druck ausgeübt wird. Wenn Sie den Eindruck haben, dass es zu Abschnürungen kommt, der Druck nachlässt oder z. B. einzelne Häkchen drücken, wenden Sie sich bitte an das Sanitätshaus, das die Kompressionskleidung für Ihr Kind angefertigt hat. Diese soll nicht „mitwachsen“, sondern muss immer dem Wachstum Ihres Kindes angepasst werden. Änderungen werden durch das Sanitätshaus veranlasst. Bitte nicht selbst ändern.
Mit kaltem oder lauwarmem Wasser reinigen (kein warmes Wasser, da sich dadurch die Schiene verändern kann). Fragen Sie den Hersteller, wie die Schiene am besten gereinigt werden sollte.
Nein. Gehen Sie zu einem Sanitätshaus mit ausreichender Erfahrung! Ein schlecht sitzender Kompressionsanzug ist so sinnlos wie kein Kompressionsanzug. Eine Adresse eines Sanitätshauses mit Erfahrung im Anmessen von Kompressionsbekleidung kann über Paulinchen e.V. angefragt werden. Kostenfreie Beratungshotline: 0800 0 112 123
So lange die Narben ausreifen, d. h. sich verändern, muss die Kompressionskleidung getragen werden. Dieser Reifungsprozess dauert in der Regel 18–24 Monate. Wie ausgeprägt sich eine Narbe entwickelt, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Je jünger der Patient, desto länger dauert im Allgemeinen die Ausreifung. Nach einer individuell unterschiedlichen Eingewöhnungszeit sollte die Kleidung rund um die Uhr getragen werden, also 24 Stunden lang. Die Kompressionskleidung sollte am Ende der Behandlungszeit schrittweise weggelassen werden, denn der Körper muss sich erst langsam wieder an seine neue „Freiheit” gewöhnen.
„Meine Tochter war 13 Monate alt, als sie eine Kopfkompression erhält, die auch den Kinnbereich umfasst. Diese Maske wird hinten geschlossen. Der "Zug" geht aber nach hinten. Besteht das Risiko einer Deformierung des Kopfes, speziell des Unterkiefers? Die erste Maske war so eng, dass wir sie ablehnten. Die neue hat dafür nur 50 % Kompressionskraft.”
Thomas Münch (Orthopädiemechanikermeister): „Bei Kompressionsverbänden gehen wir seit Jahren grundsätzlich dazu über, dass wir nicht nur eine Kompressionsbandage verabreichen, sondern auch eine thermoplastische Gesichtsmaske. So kann im Wechsel die thermoplastische Gesichtsmaske getragen werden, da Deformationen des Unterkiefers nicht auszuschließen sind. Sollten sich Kieferveränderungen einstellen, müsste man einen Kieferorthopäden in die Versorgung des Kindes einbeziehen.”
Es ist wichtig, dass Sie als Eltern von der Notwendigkeit der Kompressionsbehandlung überzeugt sind und diese Überzeugung auch Ihrem Kind vermitteln. Die Kompressionsbehandlung ist der wichtigste Teil in der Nachbehandlung von Verbrennungsnarben und nur durch Kompression kann das bestmögliche Narbenbild erreicht werden. Gestatten Sie Ihrem Kind keine Ausnahmen, bestehen Sie auf ein regelmäßiges Tragen der Kompressionsbekleidung. So wird es nach kurzer Zeit für Ihr Kind zum täglichen Ablauf gehören wie Zähneputzen. Die Kompressionsbekleidung kann in verschiedenen Farben bestellt werden. Bemalen Sie gemeinsam den Anzug mit Textilmalstiften, so dass er optisch für Ihr Kind attraktiver wird. Es gibt spezielle Anziehhilfen, um die engen Kompressionsbandagen z. B. über Hände und Füße zu ziehen.
In der Ergotherapie werden die Bandagen in der Regel angelassen. Zur Lymphdrainage und zur Narbenmassage müssen die Bandagen ausgezogen werden. In der Physiotherapie werden die Bandagen abhängig von der Therapieform in Absprache mit dem Therapeuten ausgezogen oder angelassen.
Die Schienen dürfen keiner Wärme ausgesetzt sein (z. B. Sonne, Ofen, Heizung, heißes Wasser etc.). Achten Sie auf einen korrekten Sitz der Schiene. Sie dürfen niemals die Schiene selbst ändern, besprechen Sie auftretende Probleme mit dem behandelnden Therapeuten, der die Schiene dann entsprechend abändern kann.
Bei Gewichtszu- oder -abnahme, Muskelaufbau, Abschwellung des Ödems, Verschleiß der Bandagen oder bei Abnahme des Drucks müssen Ihrem Kind neue Bandagen angemessen werden. Vor allem bei Kindern im Wachstum ist eine regelmäßige Kontrolle und Neuanpassung zwingend notwendig. Kinder müssen immer zwei gut sitzende Kompressionen als Wechselversorgung haben. Das Anfertigen einer neuen Kompressionsbandage dauert ca. 1–2 Wochen. Das Kind sollte nie ohne gut sitzende Kompression sein!
Die Kompressionsbandagen sollten rund um die Uhr getragen werden. Nur zur täglichen Körperhygiene (Duschen, Baden, Händewaschen und Eincremen) werden sie ausgezogen. Gesichtsbandagen und Handschuhe können auch zum Essen abgelegt werden. Auch zum Schwimmen kann die Kompression angelassen werden.
Narbenpflege:
Durch die Verbrennung oder Verbrühung hat die Haut die Fähigkeit verloren, ihren Fett- und Feuchtigkeitsgehalt selbst zu regulieren. Deshalb müssen die Narben regelmäßig mit fetthaltigen Salben eingecremt werden. Nicht gefettete Narben werden schuppig und rissig, sind leicht verletzbar und tun entsprechend weh oder jucken stark. Das mehrfach tägliche Einmassieren der Fettsalbe unterstützt die Narbenausreifung und reduziert den Juckreiz. Bei besonders starkem Juckreiz kann der Arzt juckreizstillende Medikamente verschreiben. Gut sitzende Kompressionsbekleidung reduziert zusätzlich den Juckreiz. Überprüfen Sie, ob Ihr Kind vielleicht zu warm angezogen ist. Auch Wärme kann den Juckreiz verstärken, besonders nachts.
Die Narben müssen regelmäßig eingecremt werden. Dies variiert je nach Narbe, Hautzustand und Bedarf. Meist ist ein 2- bis 3- mal tägliches Eincremen mit einem fetthaltigen Produkt notwendig. Für die Narbenentwicklung ist es gut, das Eincremen mit einer Narbenmassage zu verbinden. Dabei wird die Creme mit leichtem Druck einmassiert. Leider gibt es nicht die „Wundersalbe”, die alle Narben unsichtbar werden lässt.
Narbenmassage können Sie bei der Physiotherapie lernen oder Sie lassen sie sich schon im Krankenhaus zeigen, solange Ihr Kind stationär ist. Die Kinder empfinden Narbenmassagen und das Eincremen in der Regel als sehr angenehm.
Ihr behandelnder Arzt wird entscheiden, ob bei kleineren Hautdefekten oder Spannungsblasen, die immer wieder auftreten können, die Schienen- oder Kompressionsbehandlung unterbrochen werden muss. In der Regel ist das nicht der Fall. Nur die Silikonbehandlung wird bei Hautirritationen oder offenen Stellen sofort ausgesetzt, bis die Hautoberfläche wieder geschlossen ist.
Sonnenschutz nach Verbrennungen:
Nach einer Verbrennung sollten die Narben im ersten Jahr nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden. Die Gefahr eines Sonnenbrandes ist sehr groß und die Narben werden in der Sonne dunkler. Diese Verfärbung ist dauerhaft und macht die Narben auffällig. Leider reagieren die Verbrennungsnarben schmerzhaft oder zumindest unangenehm auf Wärme und Hitze sowie auf Kälte.
Achten Sie auf einen konsequenten Sonnenschutz. Verwenden Sie entsprechende Sonnenschutzkleidung und eine Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50+) ohne Zusätze wie Duftstoffe oder Färbemittel.
Die Kompressionsbekleidung ist kein Sonnenschutz! Die Sonnenschutzcreme muss konsequent auftragen werden. Wichtig: Es bieten immer mehr Bekleidungshersteller auch Kinderbekleidung mit Sonnenschutz an! Ebenso gibt es Firmen, die sich auf Sonnenschutzkleidung spezialisiert haben.
Sie sollten auch nach der Ausreifung der Narben weiterhin Sonnenschutzcreme auftragen. Gerade im Gesicht und an den Händen, also an Stellen, die man durch Kleidung nicht gut überdecken kann, muss die Haut gegen Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Im ersten Jahr nach dem Unfall sollten Sie Urlaubsländer mit extremer Hitze meiden. Bei zu großer Wärme kann sich der Juckreiz extrem verstärken. Verwenden Sie eine Sonnenschutzcreme und Sonnenschutzkleidung mit verlängerten Armen und Beinen.
Sport:
Wenn alle Wunden geschlossen und abgeheilt sind, kann Ihr Kind wieder ein Schwimmbad besuchen. Kontrollieren Sie beim ersten Mal nach einigen Minuten im Chlorwasser die betroffenen Areale, um festzustellen, ob es zu einer Reaktion mit der narbigen Haut kommt. Dies ist jedoch sehr selten. Nach dem Baden im Chlorwasser sollte Ihr Kind sich gut abduschen, damit das chlorhaltige Wasser abgespült wird. Anschließend müssen die Narben wieder gut eingecremt werden.
Sie sollten die erhöhte Verletzbarkeit bzw. Empfindlichkeit der vernarbten Haut berücksichtigen. Im Prinzip kann Ihr Kind jede Sportart ausüben. Gerade in der Nachbehandlung fördert Sport das Wohlbefinden und verbessert neben der Beweglichkeit auch die Kondition.
Mutter-Kind-Kuren:
Eine erste Beratung erhält man bei der Beratungsstelle des Müttergenesungswerkes unter 030 330029 - 29. Dort gibt es ein Attestformular für Ihre Ärztin/Ihren Arzt und einen Kurantrag. Die Ärztin/der Arzt prüft, ob die medizinischen Voraussetzungen für eine Kur zur Vorsorge oder Rehabilitation gegeben sind. Auch die Krankenkassen helfen bei der Antragstellung.